Mittwoch, Mai 14, 2008

Karrierekiller StudiVZ - Ab in die Offensive!

Eigentlich ist das Thema ja schon zig Mal durchgekaut...trotzdem haben m.E. viele Studenten und Studentinnen immer noch nicht richtig verstanden, inwiefern das bei StudiVZ oder einem sonstigen Studentenverzeichnis angelegte Profil der Karriere nun schaden kann, oder nicht. Es wird viel darüber geredet, dass StudiVZ der Karrierekiller schlechthin ist und dass die Personalchefs geradezu danach lechzen, ihre Bewerber per Profilcheck genaustens zu prüfen. Viele wollen das VZ verlassen, kündigen es extra noch an und haben panische Angst, dass auch nach ihrem Austritt noch "Spuren" im Netzwerk hinterbleiben, die für Personalchefs wertvoll sind.

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Mal ein Gedanke von mir zum Thema:

Glaubt ihr wirklich, dass das StudiVZ breitflächig zum Karrierekiller wird? Ich habe da große Zweifel.

Der Personalleiter - ist der von Natur aus böse und hat nur im Sinn, möglichst viele Bewerber als alkoholabhängige Penner zu entlarven?
Nein! Wahrscheinlich geht es ihm einfach nur darum, solche Kandidaten zu finden, die der Firma viel Geld bringen.

Nehmen wir mal an, ein Personalleiter eines großen Mobilfunkunternehmens stellt einen neuen Mitarbeiter ein. Jetzt hat er also das StudiVZ als neue Informationsquelle gefunden und guckt sich die Profile der 10 Kandidaten an, die sich bei ihm beworben haben.
Kandidat 1-8 haben mehrere Partyfotos auf ihrer Seite. Kandidat 9 ist Mitglied in der Gruppe "Ich glühe härter vor, als du Party machst." Nur Kandidat 10 scheint komplett "rein" zu sein, ist nur in sachlich-informativen Gruppen, hat nur harmlose Familienfotos und sieht ordentlich aus.
Der Personalleiter entscheidet sich also für ihn.

Nach einiger Zeit stellt er fest, dass Kandidat 10 zwar ein durchaus perfektes Profil hat, als "Mensch" aber total versagt, da er nicht kommunikationsfähig und kontaktfreudig ist und somit wohl besser als Aktensortierer taugen würde, als als Geschäftsmann. Er kann die technischen Daten aller Handys runterbeten, bekommt beim Verkaufsgespräch aber feuchte Hände und fällt vor lauter zwischenmenschlicher Kommunikation fast in Ohnmacht.

Ergebnis: Der Personalleiter entlässt den Kandidaten und vermeidet es in Zukunft, sich von Partyfotos und Spaßgruppen auf der einen Seite und perfekt gepflegten, sterilen Profilen auf der anderen Seite blenden zu lassen.

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Was ich damit sagen will: Schon sehr bald werden die Personalchefs dieser Welt bzw. dieses Landes merken, dass eine Vorsortierung der Kandidaten durch das StudiVZ oft sinnlos bzw. im schlimmsten Falle kontraproduktiv ist. Sie werden merken, dass die Zugehörigkeit zur Gruppe "Ich glühe härter vor, als du Party machst" kein Indiz für Alkoholabhängigkeit ist, sondern lediglich rhetorisch mehr oder weniger wertvoller Spaß von eher geringer Dauer. Es gibt bereits die Gruppe "Ich glühe härter vor als Chuck Norris" und "Wir glühen nicht vor, wir fackeln uns ab", alle eine eher persiflierende Fortsetzung der ersten Gruppe und keineswegs (bier)ernster Ausdruck einer Lebenseinstellung.

Geld regiert die Welt und sobald die Firmen merken, dass sie anhand solcher oberflächlichen Profilstudien nur Zeit und Geld verschwenden, werden sie es lassen.


Das soll aber auch ein Aufruf an alle sein: Geht in die Offensive! Verwirrt die Personalleiter. Macht es ihnen unmöglich, euch in eine Ecke zu stecken. Tretet vorzugsweise solchen Gruppen bei, die eine/n Idee/Überzeugung/Geschmack selbstironisch auf die Schippe nehmen. WENN ihr schon irgendwelche grenzwertigen Hobbys/Ansichten habt, dann kaschiert sie mit einem lustigen Gruppennamen. Schämt euch nicht davor, ein Partybild ins Netz zu stellen. Stellt aber gleich noch ein Bild von euch als Jugendgruppenleiter/Touristenführer/Schuhverkäufer mit dabei. Präsentiert euch abwechslungsreich und einzigartig.

Und vor allem: Seht gerade die Gruppenliste mehr als eine Ansammlung von spaßigen Sprüchen, als als Ausdruck eurer innersten Gefühle. Die Mitgliedschaft in der Gruppe "Pro Israel" oder "Pro Palästina" ist ggf. deutlich gefährlicher als das Bekenntnis zum Vorglühen.

Also: Habt Spaß und lasst euch nicht einschüchtern. Denkt immer daran: Wir müssen das Internet kontrollieren. Das web 2.0 kann kein Personalleiter der Welt überblicken, weil es sich tagtäglich ändert und immer größer wird. Nutzt diesen Vorteil zu euren Gunsten.

Ab in die Offensive, nicht in die Anonymität und erst recht nicht in die Belanglosigkeit.



p.s.: Dieser Beitrag soll in keinster Weise dazu aufrufen, verfassungswidrige oder andere anstößige Ansichten mithilfe von verwirrenden Gruppennamen zu vertuschen. Das studiVZ wird seit seiner Gründung von Rechtsradikalen und anderen Fanatikern missbraucht. Das darf nicht toleriert werden.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Schönes Textchen, interessante sichtweise. Gefällt mir das du mal was positives aufzeigst an etwas das sonst immer ins negative gezogen wird :D